Johan Rosman - Fotografie

Respekt / Wohnzimmer 8

Johan Rosman zeigt uns Menschen und Ihre Wohnräume – nicht auf einem Foto vereint, sondern auf zwei verschiedenen Fotos. Die Bewohner stehen vor weißen Laken, ihre Räume, auf den daneben aufgehängten Fotos, haben sie verlassen.

Die Anordnung der Fotopaare lässt unseren Blick hin- und herwandern. Wir prüfen, ob die Menschen wirklich zum jeweiligen Raum passen und entdecken Zusammenhänge: Der blasse Fleck auf dem Hemd des Obdachlosen findet sich auf den unaufgeräumten Tischen des Speisesaal im Obdachlosenasyl wieder; die wirren Blicke der Alten, die seltsam aneinander vorbeischauen ähneln den verstreuten Sesseln im Aufenthaltsraum des Seniorenheimes; die schmale rote Designerbrille unter dem akkuraten Designerhaarschnitt der Alleinstehnenden spiegelt die wenigen roten Acessoires im strengen Schwarz-Weiss-Ambiente ihrer Altbauwohnung.

Johan Rosman interessiert sich für Beziehungen, er ist ein forschender Fotograf. Bei ihm bekommen die Begriffe „Sucher“ und „Objektiv“ eine doppelte Bedeutung. Wie ein Forscher seziert er Beziehungen, trennt die Wohnräume von Ihren Bewohnern. Er sucht, entdeckt und zeigt uns seine Forschungsergebnisse ohne Manipulation oder Bildbearbeitung. Seine Fotos sind aber keine Schnappschüsse aus dem Hinterhalt. Er arbeitet mit den Menschen, ohne sie als Regisseur zu posieren. Nichts ist arrangiert.

Text: Martin Dunkl